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"Das Mädchen vom Fluss"

1. Woche
2. Woche
Drehbuch

    DAS MÄDCHEN VOM FLUSS
   

© 2012 by Moana-Film GmbH


 

1.
Flughafen Tempelhof. Die Sonne scheint. FATIMA-NICOLETTA FAUSEL (22) und ihre Freundin MELANIE (22) fahren mit ihren Fahrrädern nebeneinander auf dem Gelände des alten Berliner Flughafens. Im Hintergrund das Flughafengebäude. FATIMA entfernt sich immer mehr von MELANIE. MELANIE: Kannst du nicht etwas langsamer fahren! Darüber die Anfangstitel.

2.
Gartencafé auf dem Flughafengelände. MELANIE sitzt an einem Holztisch. Vor ihr stehen zwei Plastikbecher mit Cappucino. FATIMA kommt herangefahren, stellt ihr Fahrrad neben dem Tisch ab. MELANIE: Du bist ganz schön verrückt, Fatima! FATIMA setzt sich neben sie. FATIMA: Ich muss jeden Tag tausend Kalorien verbrauchen, sonst werde ich zu fett. Hast du Zucker reingetan? MELANIE: Natürlich nicht. Ich kenn‘ dich doch. (Pause). Wenn du so weiter machst, bist du nur noch ein Gerippe. FATIMA schaut auf den kleinen Fahrradcomputer, den sie mitgebracht hat, drückt ein paar Tasten, bis die verbrauchten Kalorien sichtbar werden. (Nah). FATIMA: Naja, eine Runde zu wenig. Sie holt aus ihrer Jeanstasche ein paar zerknüllte Geldscheine und gibt MELANIE einen Fünf-Euroschein. MELANIE: So viel hat der Cappucino nicht gekostet. FATIMA trinkt ein paar Schlucke. FATIMA: Macht nichts. FATIMA trinkt noch einen Schluck. FATIMA: Gehen wir jetzt? MELANIE: Du hast den Cappucino noch nicht ausgetrunken. FATIMA: Keine Zeit. Ich muss bis heute Nachmittag noch eine Arbeit über ägyptische Mumien fertig schreiben. Wir wollen doch heute Nacht mit diesen Jungs in unseren Club gehen.

3.
Kleidergeschäft. FATIMA betrachtet sich im Spiegel. Sie trägt ein sehr kurzes blaues Kleid. VERKÄUFERIN: Das steht dir wahnsinnig gut. FATIMA: Ich glaube, blau steht mir doch nicht. Hast du dasselbe auch in Rot?

4.
Wohnung Fatima. FATIMA sitzt an der Tischplatte vor einem Fenster und tippt in ihren Laptop. „Heute versuchen Speziallabors die Einbalsamarierungstechniken aus der Zeit der Pharaonen mit erheblichem technischen Aufwand nachzuahmen.“ Es ist inzwischen draußen dunkel geworden. Sie überfliegt ihren Text und tippt dann darunter: „Ich will verbrannt werden, wenn ich sterbe!!!“

5.
FATIMA steht unter der Dusche und wäscht sich die Haare. Ihr Handy klingelt. MELANIE kommt mit dem Handy ins Badezimmer. MELANIE: Soll ich abnehmen? FATIMA: Ich kann jetzt nicht. MELANIE: Hallo? - Sie haben sich verwählt. Hier gibt es keine Nicoletta. - Ich bin Melanie. - Ach so. Sie steht gerade unter der Dusche. Soll sie zurückrufen?

V6.
Kreuzberg, Bergmannstraße. FRIEDRICH FEYERABEND (29) und ALBERT (30) kommen mit frisch gewaschenen und gebügelten Hemden aus einer Wäscherei. FRIEDRICH entdeckt FATIMA, die gerade ihren Café bezahlt hat, aufsteht und an den beiden vorbeigeht. FRIEDRICH: Wow! Hast du das gesehen? ALBERT: Was? FRIEDRICH: Die Frau da, die vor uns geht. (leise). Die wäre absolut optimal für meinen Abschlussfilm. Ich hab dir doch gesagt, dass du auch überall Ausschau halten sollst. ALBERT: Dann geh doch hin und sag ihr das.
FATIMA bleibt vor einem Schaufenster mit Schmuck für einen Moment stehen. FRIEDRICH: Ich traue mich nicht. ALBERT: Dann mache ich das für dich. ALBERT geht zu FATIMA. ALBERT: Mein Freund (er deutet dabei auf FRIEDRICH) ist Filmregisseur und möchte Sie gern kennenlernen. FATIMA: Warum sagt er mir das nicht selbst?
ALBERT: Er ist zu schüchtern, um ein schönes Mädchen wie Sie auf der Straße anzusprechen. Ich heiße Ali und er heißt Friedrich Feyerabend. Er hat schon mehrere Preise gewonnen. FATIMA: Dann sag deinem Freund, dass er sich ganz schnell einen anderen Beruf aussuchen soll. FRIEDRICH kommt zu den beiden und sagt: Ich bin Friedrich Feyerabend. FATIMA: Das hat mir dein mutiger Freund schon gesagt. Ich bin sehr beeindruckt.

7.
HEINRICH FAUSEL (50), der einen zerkrumpelten beigen Leinenanzug trägt, kommt mit zwei großen Alu-Koffern aus dem Willy Brandt-Flughafen und steigt in ein Taxi. Im Taxi: Sybelstraße fünfunddreißig. Das ist in Charlottenburg. Wissen Sie den Weg? TAXIFAHRER: Da habe ich auch mal gewohnt. Als ich noch verheiratet war. Schöne Gegend. Darf ich fragen, woher Sie gerade kommen? HEINRICH wählt eine Telefonnummer. HEINRICH: Ich komme gerade aus Beirut. Kann ich dich heute Abend treffen? Heute hätte ich noch Zeit. Die ganze Woche dann habe ich Termine. Wir könnten zusammen richtig gut essen oder isst du noch immer so wenig? - Was macht dein Studium?

8.
FATIMA, im Slip und BH, steht vor einem großen Spiegel. FATIMA: Hör endlich auf mich nach meinem Studium zu fragen. Das ist total langweilig. Wieso nennst du mich immer noch Nicoletta? - Hast du meinen Flug gebucht? - Ich habe dir doch erzählt, dass ich versuche da ein Praktikum zu machen. Das ist ziemlich wichtig für mich. Es klingelt an der Wohnungstür. FATIMA (zu MELANIE): Kannst du bitte aufmachen.

9.
MELANIE öffnet die Wohnungstüre. Davor steht ALI: Hallo. MELANIE: Ihr seid zu früh. Nicoletta steht nackt vor dem Spiegel und weiß noch nicht, was sie anziehen soll. ALI (lacht): Ich könnte sie beraten. MELANIE: Das würde dir so passen. ALI: Das war ein Scherz. Verstehst du keinen Spaß? MELANIE: Nein, ihr müsst unten im Auto warten, bis Nicoletta fertig ist. MELANIE schließt vor ALI die Wohnungstüre. ALI (von draußen): Ich fahre einen roten Ford.

10.
FRIEDRICH und ALI fahren mit FATIMA und MELANIE durch Berlin. ALI sitzt am Steuer. FRIEDRICH dreht sich zu den beiden Mädchen um. FRIEDRICH: Hoffentlich langweilt ihr euch nicht mit uns beiden älteren Herren. Er lächelt FATIMA Beifall heischend an. FATIMA schaut MELANIE an. Beide lachen. FATIMA: Wenn du mich langweilst, tanze ich alleine. So einfach geht das. FRIEDRICH: Ich werde mich anstrengen.

11.
Ein Klub. Laute Electromusik. FRIEDRICH tanzt mit FATIMA. Es scheint beiden Spaß zu machen. MELANIE und ALI schauen zu. MELANIE: Willst du mit mir tanzen? ALI: Ich kann Autos reparieren, aber nicht tanzen. MELANIE: Hast du keine Freundin? ALI: Nein.

12.
ALI hält mit seinem Wagen vor FATIMAS Haus. FRIEDRICH, der jetzt neben ihr sitzt, fragt sie: Ist es ok für dich, wenn ich mit hochkomme? Ich bin total neugierig, wie du wohnst.

13.
Schlafzimmer in der Wohnung von Heinrich. An den Wänden hängen viele Bilder. HEINRICH liegt mit PENELOPE (35) im Bett. Sie ist sehr blond. Beide haben miteinander geschlafen. HEINRICH: Heißt du wirklich Penelope oder ist das ein Künstlername? Ich habe dich das noch nie gefragt. PENELOPE küsst HEINRICH zärtlich. PENELOPE: Klar ist das mein Künstlername als Malerin. So heißt doch niemand im wirklichen Leben. Mein Galerist hat mir empfohlen, mich so zu nennen. Findest du nicht, dass der Name zu meinen Bildern passt. Du könntest übrigens ruhig wieder mal ein paar kaufen. PENELOPE küsst HEINRICH noch mal. PENELOPE: Ich liebe dich. Das weißt du. HEINRICH: Ich liebe dich auch. (Pause). Eigentlich wollte ich heute Abend mit meiner Tochter Nicoletta zu Abend essen.

14.
In Fatimas Wohnung. Wohnzimmer. FRIEDRICH schaut sich im Wohnzimmer um. An einer Wand mit abgerissenen Tapeten hängt das Bild einer schönen, älteren Frau. Daneben ein Wappen mit viel Gold und Blau. Darunter steht: "Wappen der Familie Fausel". FATIMA kommt aus der Küche mit einem Tablett. Darauf Espressotassen, Zucker und Milch. FATIMA: Ich weiß nicht, ob du Zucker und Milch haben willst. FRIEDRICH: Ohne alles. Bist du eine Prinzessin? Er deutet auf das Wappen. FATIMA stellt das Tablett ab und setzt sich an einen kleinen runden Tisch auf einen Klappstuhl. FATIMA: Sehe ich aus wie eine Prinzessin? FRIEDRICH setzt sich auf einen zweiten Klappstuhl. FRIEDRICH: Du könntest eine sein. FATIMA: Meine Mutter war eine ägyptische Prinzessin. FRIEDRICH deutet auf das Bild. FRIEDRICH: Ist sie das?

V15.
FATIMA (als 14jähriges Mädchen) geht mit LAILA (45), ihrer Mutter, durch eine große Gärtnerei am Nilufer auf der Insel Zamalek. Im Hintergrund der Nil mit vorbeifahrenden Touristen-Schiffen. LAILA zeigt auf einen Topf mit einem blühenden Frangipani-Bäumchen. LAILA: Den kaufe ich jetzt. Der erinnert mich an meine Hochzeitsreise mit deinem Vater in die Südsee. Danach bist du zu uns gekommen. Die Blüten riechen wunderbar. LAILA hebt den Topf hoch. LAILA: Riech mal!

16.
Flur von Fatimas Wohnung. FATIMA bringt FRIEDRICH zur Wohnungstüre. FATIMA küsst FRIEDRICH zum Abschied auf den Mund. FRIEDRICH: Du kannst mit mir machen, was du willst. FATIMA: Aber du nicht mit mir. FRIEDRICH: Wann sehen wir uns wieder? FATIMA: Weiß ich noch nicht. Hast du ein Fahrrad? FRIEDRICH: Ja. FATIMA: Vielleicht fahren wir zusammen mal Fahrrad. Ich fahre jeden Morgen Fahrrad. Ich muss unbedingt abnehmen. FRIEDRICH: Ich finde dich supertoll, so wie du bist. FRIEDRICH: Kannst du mich noch mal küssen? FATIMA küsst ihn noch mal. FATIMA: Gute Nacht Friedrich. Dann schließt sie die Wohnungstüre. FRIEDRICH (von draußen): Soll ich morgen vorbeikommen? FATIMA antwortet nicht.

V17.
Totale von einer Autobahnbrücke auf den Freitagsmarkt in Kairo. Viele tausend Menschen sind da.

V18.
FATIMA hat ein junges Kätzchen in der Hand und zeigt es LAILA. FATIMA: Die guckt so süß. Können wir die nicht kaufen? LAILA: Die ist bestimmt voller Läuse. Wer soll sich um sie kümmern, wenn du wieder zurück nach Deutschland fliegst. Dein Vater hat keine Zeit, und ich auch nicht. FATIMA (arabisch): Wie viehl kostet das Kätzchen? HÄNDLER (englisch): Two thousand. LAILA mischt sich ein. LAILA (arabisch): Fünfhundert. HÄNDLER (arabisch): Eintausend. LAILA (arabisch). Das ist immer noch zuviel. Siebenhundert. Sag ja oder wir gehen weg. FATIMA: Shukram, Mama. Ich liebe dich.

V19.
In der Wohnung von LAILA. FATIMA spielt mit dem Kätzchen. LAILA kommt mit einer Schale voll Milch. FATIMA: Wir müssen ihr einen Namen geben. FATIMA lässt ein paar Tropfen Milch auf den Kopf des Kätzchens tropfen, das sofort angefangen hat, die Milch zu schlabbern. FATIMA: Ich taufe dich hiermit auf den Namen "Tiger". LAILA: Woher weißt du, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist? FATIMA: Das ist doch egal.

20.
FATIMA und FRIEDRICH fahren auf dem Tempelhofes Flughafen Fahrrad. Als sie zur Landebahn kommen, hält FATIMA und wartet auf FRIEDRICH. FRIEDRICH: Ich war hier noch nie. Das ist toll! FATIMA: Wir können ein Wettrennen machen. Wer zuerst am Ende der Landebahn ist. FRIEDRICH: Okay. Was kriege ich, wenn ich zuerst ankomme. FATIMA überlegt: Einen Kuss. FRIEDRICH: Und wenn du zuerst ankommst? FATIMA: Keinen Kuss. Auf die Plätze, fertig, los! Beide fahren los. FATIMA ist gut trainiert und daher schneller als FRIEDRICH.

21.
Am Ende der Landebahn wartet FATIMA auf FRIEDRICH. FRIEDRICH (ein bisschen außer Atem): Du könntest Radrennfahrerin werden. FATIMA: Ich werde Archäologin. Nächste Woche fliege ich nach Kairo und mache ein Praktikum im ägyptischen Museum.

22.
Café auf dem Tempelhofer Flughafen. FATIMA und FRIEDRICH sitzen nebeneinander auf einer Holzbank. FRIEDRICH: Ich hatte mich schon so auf deinen Kuss gefreut. FATIMA küsst FRIEDRICH ganz schnell auf die Backe. FRIEDRICH: Wenn du in meinem Film die Hauptrolle spielst, wirst du ein Star. Das verspreche ich dir. Die ganze Welt wird dir zu Füßen liegen. So wie Marilyn Monroe. FATIMA: Ich will trotzdem Archäologin werden. FRIEDRICH: Und dich dein ganzes Leben lang mit Mumien und so Jahrtausende alte Sachen abgeben. Das ist doch alles nur Vergangenheit. Mich interessiert die Zukunft. FATIMA: Hast du ein Drehbuch?

23.
Ein vornehmes Restaurant. HEINRICH, immer noch im beigen Leinenanzug, sitzt an einem Tisch und wartet. Er holt sein Handy aus dem Jackett und wählt eine gespeicherte Nummer. HEINRICH: Wo bleibst du? Ich warte hier schon seit einer halben Stunde. FATIMA kommt mit ihrem Handy am Ohr in das Lokal und geht zum Tisch von Heinrich. FATIMA: Hallo, ich bin schon da! HEINRICH steht auf und küsst seine Tochter auf die Stirn. HEINRICH: Mein Gott, siehst du heute toll aus. Beide setzen sich. Ein OBER bringt die Speisekarte. HEINRICH: Ich muss mit dir ein paar ganz ernste Dinge besprechen. FATIMA: Was ist los mit dir? Brauchst du mal wieder Mamas Geld? HEINRICH: Ich habe deinen Flug nach Kairo noch nicht gebucht, weil ich dich bitten möchte, vorher für mich nach Istanbul zu fliegen. FATIMA: Und was soll ich da machen, lieber Papa? HEINRICH: Du hast da ein Zimmer im besten Hotel und wirst einen Geschäftspartner treffen. Du hast Bargeld dabei und gibst es ihm. Das ist alles. FATIMA: Wie viel Geld? HEINRICH: Das besprechen wir später. FATIMA: Ich sage schon jetzt definitiv nein. Ich lasse mich nicht von dir in deine kriminellen Geschäfte einspannen und lande dann wie du irgendwann mal im Gefängnis. Ich bin nicht wie Mama. HEINRICH: Du würdest mir einen großen Gefallen tun.

24.
Friedrichs Wohnung. FATIMA sitzt auf dem Bett, in der Hand ein gebundenes Drehbuch. Auf dem Umschlag steht: "Das Geheimnis der Liebe. Ein Film von Friedrich Feyerabend." FRIEDRICH filmt FATIMA mit einem kleinen Fotoapparat, während sie das Drehbuch liest. Er läuft hin und her, um neue Kameraperspektiven zu finden. FATIMA: Du störst mich beim Lesen. FRIEDRICH: Das wird einmal ein historisches Dokument. Fatima Fausel - mein Gott, dein Name ist super! - beim Lesen des Drehbuchs für ihren ersten Film. FATIMA: Deine Fantasie geht mit dir durch. Ich habe noch lange nicht ja gesagt. FRIEDRICH: Aber du hast gelacht. Lachen beim Lesen bedeutet Zustimmung.

25.
Eine spärlich möblierte Wohnung in einem Berliner Hochhaus. Ein Ledersofa, auf dem PAPASSIAN (40) und ZARUCHIAN (30) sitzen und ihnen gegenüber HEINRICH auf einem Ledersessel. Neben ihm steht ein schmaler Aluminiumkoffer. Vor ihm auf dem Couchtisch liegt eine Maschinenpistole. HEINRICH: Ich verstehe nichts von Waffen, ich transportiere sie nur. HEINRICH nimmt die Maschinenpistole vorsichtig in die Hand. Die beiden Männer beobachten jede seiner Bewegungen. HEINRICH: Ist sie geladen? ZARUCHIAN: Natürlich nicht. PAPASSIAN: Geschäfte mit Waffen sind leider durch die Veränderungen in der arabischen Welt schwierig geworden, Herr Fausel. Sie müssen uns gegenüber schon in Vorleistung treten. HEINRICH legt die Maschinenpistole wieder auf den Tisch. HEINRICH: Wieviel haben Sie sich vorgestellt, Herr Papassian? Der ÄLTERE: Hunderttausend wären für uns ein Beweis für Ihre Fähigkeit, das Geschäft auch abzuwickeln. HEINRICH nimmt den Metallkoffer, gibt den Code ein und klappt ihn vor den beiden auf. HEINRICH: Da drin sind hundertfünfzigtausend. Eine Quittung darüber kriege ich von Ihnen vermutlich nicht. PAPASSIAN lächelt erfreut. ZARUCHIAN: Natürlich können Sie auch eine Quittung haben. Wir sind ehrliche Geschäftsleute und keine Hinterhofgangster. HEINRICH: Davon bin ich ausgegangen, Herr Zaruchian.

Z26.
Autowerkstatt. ALI liegt auf einer Decke unter einem Wagen. MELANIE sitzt auf einem Hocker neben ihm und liest Zeitung. FRIEDRICH kommt in die Werkstatt. FRIEDRICH: Hallo! ALI kommt unter dem Auto hervor. ALI: Was ist passiert? Ich habe seit zwei Wochen nichts mehr von dir gehört. FRIEDRICH: Fatima ist nach Kairo geflogen. Hat dir das Melanie nicht erzählt? ALI sammelt das benutzte Werkzeug zusammen und legt es an seinen Platz. Er wischt sich die öligen Hände an einem alten Handtuch ab. ALI: Jetzt hast du also wieder Zeit für deinen besten Freund. FRIEDRICH schaut auf Melanie. FRIEDRICH: Allzu einsam warst du ja nicht. MELANIE: Ali und ich haben uns verliebt. Er will mich heiraten und mit mir Kinder kriegen. FRIEDRICH: Du bist ein Glückspilz.

Z27.
AHMED (28), wie FATIMA ein Praktikant im ägyptischen Museum, fährt mit dem Geländewagen seines Vaters, einem Hummer - der wie ein kleiner Panzer aussieht - in die Wüste im Westen von Kairo. Totale.

Z28.
Im Wagen. Neben AHMED sitzt Fatima. FATIMA: Mein Vater und meine Mutter haben das nie gemacht. Es sei zu gefährlich für ein kleines Mädchen, wie ich es damals war. AHMED: Bist du Ägypterin? Du siehst nicht so aus. FATIMA: Meine Mutter war Ägypterin. Mein Vater ist Deutscher. AHMED: Wieso sagst du "war"? FATIMA: Sie ist gestorben. Als ich vierzehn war. AHMED: Das tut mir leid. (Pause) Du hast sie bestimmt sehr geliebt. FATIMA: Ja.

29.
Wohnung von Friedrich. FATIMA und FRIEDRICH liegen beide nackt im Bett. Sie haben miteinander geschlafen. FRIEDRICH: Wir passen perfekt zusammen. Findest du nicht? FATIMA: Das ist immer so beim ersten Mal, du Idiot. Sie lacht ihn an. FATIMA: Hast du Schokolade in deiner Wohnung? Ich brauche jetzt unbedingt etwas Süßes. FRIEDRICH: War ich nicht süß genug? FRIEDRICH küsst FATIMA. FATIMA: Arschloch! Steh auf und hol mir Schokolade. Sofort. Sonst stehe ich auf und fahre nach Hause.

V30.
Ein libanesisches Restaurant am Nilufer. LAILA, HEINRICH und FATIMA sitzen an einem Tisch im Freien. Vor ihnen libanesische Gerichte auf vielen kleinen Tellern. HEINRICH: Ich habe gestern zwei neue Aufträge bekommen. Willst du wissen, wie viel ich dabei verdiene. Wenn alles gut geht? LAILA: Nein. Ich interessiere mich nicht für deine Geschäfte und will auch nichts darüber wissen. Wenn du Geld brauchst, gebe ich es dir. FATIMA: Mama, ich muss ganz dringend Pipi machen. Weißt du, wo die Toilette ist. HEINRICH: Du musst nur zurück ins Restaurant gehen. Da gibt es ein Schild. Oder du fragst einfach einen Kellner. FATIMA steht auf und geht ins Restaurant. LAILA: Wir sind jetzt fast zwanzig Jahre zusammen und ich liebe dich immer noch. Meistens jedenfalls. HEINRICH nimmt LAILAS Hand. HEINRICH: Findest du nicht, dass jetzt ein guter Augenblick ist, unserer Tochter endlich die Wahrheit zu sagen? LAILA: Nein. Auf keinen Fall. In diesem Alter würde sie das total durcheinander bringen. Ich möchte damit noch warten, bis sie achtzehn ist. HEINRICH: Du bist Psychologin. Du musst wissen, was richtig ist.

Z31.
AHMED und FATIMA fahren im Hummer durch eine hügelige Felslandschaft. FATIMA: Ist das die ganze Wüste? Ich dachte immer, da gibt es riesengroße Dünen. So wie in "Lawrence of Arabia". Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie mit Freunden in alten Citroens dahin gefahren ist. AHMED: "Lawrence of Arabia" wurde woanders gedreht. Ich glaube in Saudi-Arabien. Hier gibt es auch Dünen. In der "Weißen Wüste". Ohne Begleitfahrzeuge ist das gefährlich. FATIMA: Hast du Angst? AHMED: Natürlich nicht. Aber mein Vater bringt mich um, wenn er erfährt, wohin wir gefahren sind. FATIMA: Von mir erfährt er nichts. Vielleicht sehen wir auch eine Fata Morgana.

32.
Wohnzimmer in der Wohnung von Fatima. FATIMA räumt ihren Schreibtisch auf, stellt ihren Laptop auf ein Regal, legt dann ein weißes Bettlaken auf die Tischplatte und stellt Teller, Besteck und Gläser darauf. Es klingelt an der Wohnungstüre.

33,
Flur. FATIMA öffnet die Türe. FRIEDRICH steht da mit einem großen Blumenstrauß und einer Flasche Wein. FATIMA: Du bist zu früh. Das Essen ist noch nicht fertig. FRIEDRICH: Das macht überhaupt nichts. Vielleicht kann ich dir helfen. FATIMA: Nein. Geh ins Wohnzimmer und setz dich an den Tisch. Es dauert nicht mehr lange. Du kannst schon mal den Wein aufmachen.

34.
FATIMA und FRIEDRICH essen. Es gibt Lamm mit Reis. FRIEDRICH: Das schmeckt toll. Wer hat dir das Kochen beigebracht? FATIMA: Meine Mama. In der Zeit, in der sie krank war, musste ich immer für sie kochen. FRIEDRICH: Lebt deine Mutter in Kairo? FATIMA: Sie lebt nicht mehr. Ich will jetzt nicht über meine Mama reden. Ich habe dich zum Essen eingeladen, weil ich dir sagen will, dass ich mich entschlossen habe, in deinem Film mitzuspielen. FRIEDRICH: Das ist toll. Ab jetzt wird alles gut. Darauf müssen wir anstoßen. FATIMA: Wann willst du denn drehen?

V35.
Ein Taxi mit LAILA und FATIMA hält vor dem Tor eines mit Mauern umgebenen Gutshauses. Das Tor wird von zwei Männern in langer, weißer Kleidung geöffnet. Das Taxi fährt hinein. LAILA und FATIMA steigen aus. LAILA begrüßt ZAKARIYA, den Verwalter und stellt ihm FATIMA vor. ZAKARIYA (arabisch): Sie haben eine wunderschöne Tochter. FATIMA gibt ZAKARIYA die Hand. FATIMA: Salam Aleikum. (zu LAILA) Warum sind wir nicht schon früher hergekommen? LAILA: Mein Vater hat hier gelebt. Er wollte nicht mehr, dass ich herkomme. FATIMA: Warum wollte er das nicht? LAILA: Er hat mir nie verziehen, dass ich einen deutschen Mann geheiratet habe. Und nicht den Mann, den er für mich ausgesucht hat. Die beiden Männer bringen das Gepäck ins Haus.

V36.
FATIMA läuft um das Haus herum. Es ist liegt inmitten eines parkähnlich angelegten Gartens. Überall blühen exotische Pflanzen.

V37.
Ein großer Raum im Haus. An einem langen Esstisch sitzen LAILA und FATIMA. LAILA sitzt am Kopfende des Tischs. FATIMA neben ihr. Das Essen wird hereingetragen. FATIMA: Mama, ich glaube, ich träume. Ich komme mir vor wie in Tausendundeine Nacht. Ich glaube doch, dass du eine Prinzessin bist. LAILA: Wenn ich einmal sterbe, wird das alles dir gehören. FATIMA: Du stirbst nicht. Nie!

38.
Willy Brandt-Flughafen. FATIMA kommt zurück vom Check-In zu FRIEDRICH. FRIEDRICH: Ich weiß nicht, ob es gut war, dass wir miteinander geschlafen haben. Ein alter Filmregisseur, bei dem hab ich mal Regieassistenz gemacht, hat mir gesagt. Ich gebe dir einen guten Rat, schlafe nie mit deiner Hauptdarstellerin. FATIMA: Wir müssen es ja nicht wieder tun. Jetzt bin ich sowieso erst mal weit weg. FATIMA küsst FRIEDRICH zum Abschied und verschwindet in Richtung Security-Check. FRIEDRICH schaut ihr nach.

V39.
Ein Zimmer in einem Krankenhaus. HEINRICH und FATIMA stehen am Bett von Laila. FATIMA weint. HEINRICH versucht sie zu trösten. HEINRICH: Vielleicht gibt es ein Leben nach dem Tod. Dann sehen wir uns alle wieder.

V40.
Treppenhaus von Heinrichs Wohnung. FATIMA hat einen Blumenstrauß in der Hand und klingelt. HEINRICH öffnet die Türe. FATIMA: Die sind für dich. Heute ist Vatertag. HEINRICH: Das ist lieb, dass du daran gedacht hast. FATIMA: Jetzt habe ich nur noch dich. (Pause) Ich will nicht, dass du mich in ein Internat schickst.

V41.
Wohnzimmer von Heinrichs Wohnung. HEINRICH, PENELOPE und FATIMA sitzen an einem Tisch. HEINRICH: Ich muss dir heute etwas ganz wichtiges sagen, Nicoletta. Bitte spiel nicht verrückt, wenn du es erfährst. Du musst jetzt ganz vernünftig sein. Also, du bekommst ein Schwesterchen. FATIMA zeigt keine Reaktion. HEINRICH: Freust du dich gar nicht? FATIMA: Ihr beide seid schrecklich! Wie kannst du mir das jetzt, nachdem Mama tot ist, sagen! Vielleicht hast du dir auch noch gedacht, dass ich ab und zu bei euch Babysitter spiele. FATIMA rennt aus dem Wohnzimmer und knallt hinter sich die Türe zu. PENELOPE: Vielleicht hättest du ihr das besser jetzt nicht gesagt. Man hört, wie Fatima die Wohnungstüre zuknallt.

Z42.
Der Hummer hält in einer gebirgigen Wüstenlandschaft. AHMED und FATIMA steigen aus. AHMED holt aus dem Wageninneren einen Korb mit Essen und Wasser. Er breitet eine Decke aus. FATIMA: Ein Picknick in der Wüste. Super! FATIMA ist das Fladenbrot mit großem Appetit. FATIMA (während sie kaut): Ist es noch weit bis zu den Dünen? AHMED: Bestimmt noch zwei, drei Stunden. Die Straße hört auch irgendwann auf. FATIMA: Ich bewundere dich.

Z43.
Wüste mit fünfzig Meter hohen Sanddünen. Totale. Der Hummer hält. FATIMA und AHMED steigen aus. FATIMA rennt auf eine Düne zu. FATIMA: Der Sand ist so weich wie Mehl. Kannst du ein Foto von mir machen, wenn ich ganz oben bin. AHMED: Ich habe keinen Fotoapparat dabei. FATIMA: Nimm meinen. Er ist im Rucksack.

Z44.
FATIMA ist auf der Spitze der Düne angekommen. AHMED macht mehrere Fotos. FATIMA legt sich in den Sand und lässt sich herunter rollen. FATIMA klopft sich den Sand von den Kleidern ab. AHMED hilft ihr dabei. FATIMA: Jetzt brauche ich nur noch ein Foto mit einer Fata Morgana. AHMED: Fata Morganas sind hier selten zu sehen. Da müssten wir nach Luxor fahren. FATIMA: Vielleicht haben wir Glück. Kann man eine Fata Morgana überhaupt fotografieren? AHMED: Klar, was du siehst, sieht auch die Kamera. FATIMA: Bist du sicher? Aber es ist doch nur eine optische Täuschung. AHMED: Ich habe schon mal eine Fata Morgana fotografiert. FATIMA: Du musst mir das Foto zeigen. Machst du das? AHMED: Ja. Wir müssen jetzt wieder zurück fahren. Bald geht die Sonne unter. Beide steigen wieder in den Hummer. AHMED wendet den Wagen. Er kommt dabei von der Fahrspur ab und gerät in den weichen Sand. Er versucht, durch vorwärts und rückwärts Fahren aus dem Sand herauszukommen. Die Räder graben sich dadurch immer tiefer ein. FATIMA: Anschieben hilft wohl nichts. AHMED: Der Hummer wiegt dreieinhalb Tonnen. FATIMA: Was machen wir jetzt? AHMED holt sein Handy heraus. AHMED: Kein Netz. Wenn wir sparsam sind mit dem Wasser, können wir bestimmt eine Woche überleben. Vielleicht sogar zwei Wochen. Hier kommt so schnell keiner vorbei.

Z45.
Totale. Die Sonne geht unter über den Dünen. Ein glutroter Ball. FATIMA macht viele Fotos. AHMED holt aus dem Wagen mehrere Decken und baut daraus ein Zelt. FATIMA kommt zu ihm. AHMED: In der Nacht wird es in der Wüste sehr, sehr kalt. Wir müssen uns ganz eng aneinander kuscheln und uns gegenseitig wärmen.

46.
In Friedrichs Wohnung. An einer Wand hängen Kärtchen für einen Drehplan. FRIEDRICH, ALI und MELANIE sitzen vor dem Bildschirm eines Computers. ALI: Vielleicht hat deine Hauptdarstellerin da unten einen neuen Freund gefunden und meldet sich deshalb nicht. FRIEDRICH: Vor zwei Tagen hat sie mir noch Fotos von den Graffiti am Tahrirplatz gemailt und wir haben zusammen geskypt. Wollt ihr die Fotos sehen? ALI: Ok, zeig sie uns. FRIEDRICH: Auf einem ist sie sogar darauf zu sehen. FRIEDRICH zeigt den beiden die Fotos. MELANIE: Hast du dich nicht gefragt, wer das Foto mit ihr gemacht hat? FRIEDRICH: Vielleicht sitzt sie inzwischen in einem Gefängnis und niemand weiß es. MELANIE: Ich an deiner Stelle würde sofort nach Kairo fliegen und sie suchen. Hast du ihre Adresse? FRIEDRICH: Sie wohnt in der Wohnung ihrer Mutter. Ich schreibe ihr alle zwei oder drei Tage richtige Briefe, weil sie handschriftliche Briefe schöner als emails findet. Sie ist da ein bisschen altmodisch.

47.
Wohnzimmer in der Wohnung von Heinrich. FRIEDRICH, HEINRICH und PENELOPE sitzen zusammen. FRIEDRICH: Sie hat mir alle ihre Adressen gegeben, als wir den Vertrag für meinen Film gemacht haben. Deshalb weiß ich auch, wo Sie wohnen, Herr Fausel. Machen Sie sich keine Sorgen um ihre Tochter? HEINRICH: Herr Feyerabend, meine Tochter ist sehr sprunghaft. Manchmal höre ich wochenlang nichts von ihr. Dann wieder ruft sie jeden Tag bei mir an. Aber ich muss Ihnen gestehen, unser Verhältnis ist keineswegs unkompliziert. Wann wollen Sie denn mit Ihren Dreharbeiten beginnen? FRIEDRICH: Noch lange nicht. Mir fehlt noch Geld. HEINRICH: Vielleicht könnte ich Ihnen da unter die Arme greifen. FRIEDRICH: Haben Sie so viel Geld, dass sie es ohne mit der Wimper zu zucken, auch verlieren können? HEINRICH: Ich könnte dir da schon helfen.

Z48.
In der Wüste. Die Sonne ist aufgegangen und es wird wieder wärmer. AHMED und FATIMA in dem aus Decken gebauten Zelt. FATIMA: Ich hatte eigentlich nicht vor, in der Wüste zu sterben. AHMED: Wir können jetzt nur beten. FATIMA: Ok, du betest zu Allah und ich zu meinem Gott. Es ist ja sowieso derselbe Gott. AHMED und FATIMA beten. Danach steht AHMED auf. AHMED: Ich werde versuchen, ein Feuer zu machen. Manchmal kommen hier Beduinen mit Kamelen vorbei. Ein Kamel würde es schaffen, den Hummer aus dem Sand zu ziehen.

Z49.
AHMED kommt mit getrocknetem Kamelmist und dürrem Gestrüpp zurück zu FATIMA. AHMED beginnt damit ein Feuer zu machen. AHMED: Wo Kamelmist ist, sind irgendwo auch Kamele. Das ist ein gutes Zeichen. Vielleicht sieht jemand den Rauch. FATIMA macht Fotos von Ahmed und dem Feuer.

Z50.
Wieder geht die Sonne unter über den Dünen. FATIMA: Glaubst du, dass wir beide hier sterben? Irgendwann findet uns jemand hier. Völlig vertrocknet und zusammengeschrumpft. Wie die Mumien im Ägyptischen Museum. AHMED: Das glaube ich nicht.

51.
Ein Taxi hält vor einem kleinen Hotel in Kairo. FRIEDRICH bezahlt mit zwei hundert Pfundscheinen und steigt mit seinem kleinen Koffer aus.

52.
Hotelzimmer. FRIEDRICH geht durch das Zimmer und öffnet die Türe zum Balkon. Direkt vor ihm fließt der Nil. FRIEDRICH schaut auf einen Stadtplan von Kairo.

53.
FRIEDRICH steht vor der Tür von Fatimas Wohnung und klingelt. Niemand öffnet. FRIEDRICH schreibt auf einen Zettel: "Bitte ruf mich an, wenn du zurückkommst. Friedrich." Er schiebt den Zettel unter der Tür durch.

54.
Tahrirplatz. FRIEDRICH geht über den Platz zu den Graffiti in der Mohammed Mahmut Street, die er vorher auf den Fotos von Fatima gesehen hat.

55.
Hotelzimmer. FRIEDRICH steht wieder auf dem Balkon. Er wählt nochmal die Nummer von Fatima. Sie meldet sich nicht. Über dem Nil geht die Sonne unter.

56.
In der Wüste. Auch hier geht die Sonne unter. FATIMA und Ahmed gehen in ihr provisorisches Zelt. FATIMA kuschelt sich an Ahmed. FATIMA: Ich glaube nicht mehr, dass jemand kommt und uns rettet. Hättest du etwas dagegen,wenn wir beide heute Nacht miteinander schlafen? AHMED: Ich weiß nicht. FATIMA: Hast du noch nie daran gedacht? Küss mich! AHMED und FATIMA schlafen miteinander. Vor dem Zelt brennt noch immer ein kleines Feuer. FATIMA: Ich habe zwar einen Freund in Berlin, aber jetzt ist sowieso alles egal.

57.
Sonnenaufgang in der Wüste. AHMED krabbelt aus dem Zelt. Am Horizont entdeckt er zwei Reiter auf Kamelen. AHMED: Fatima! Wir sind gerettet. Allah hat unsere Gebete erhört. FATIMA kommt jetzt auch aus dem Zelt. FATIMA: Bist du sicher, dass das keine Fata Morgana ist? AHMED winkt den Reitern zu.

58.
Die Reiter halten vor den beiden und steigen ab. AHMED (arabisch): Wir sind mit dem Wagen im Sand steckengeblieben. Könnt ihr uns mit euren Kamelen rausziehen? Der Ältere der beiden Reiter stellt sich vor: (arabisch)Ich bin Rachid und das ist Ali. AHMED: (arabisch) Ich heiße Ahmed, und meine Frau heißt Fatima. Sie kommt aus Deutschland. ALI ist inzwischen um den Hummer herumgegangen und hat sich die Situation genau angeschaut. RAHID (arabisch): Ali kennt sich mit Autos aus. ALI steigt in den Hummer, lässt den Motor an, lässt die Karosserie höher fahren, schaltet den Vierradantrieb und das Differentialgetriebe ein und fährt den Hummer raus aus dem Sand. RAHID (arabisch): Ali hat bei den Amerikanern diesen Wagen gefahren. FATIMA holt aus ihrem Rucksack Geld und hält RAHID mehrere Hundertpfundscheine hin. FATIMA: Shukram, Rachid. ALI (englisch): Keep your money. It was a pleasure for me. RAHID und ALI steigen auf ihre Kamele und reiten weiter.

59.
Es ist Abend geworden. AHMED hält mit dem Hummer vor FATIMAS Wohnung. FATIMA küsst ihn im Wagen zum Abschied, nimmt ihren Rucksack und steigt aus. FATIMA: Wir sehen uns morgen. AHMED: Wenn mein Vater mich nicht umgebracht hat. FATIMA lacht. FATIMA: Der wird sich darüber freuen, dass du wieder da bist.

60.
Fatima öffnet die Wohnungstüre, findet den Zettel von Friedrich, legt ihn auf einen Tisch, geht ins Schlafzimmer und zieht sich dort aus.

61.
Badezimmer in Fatimas Wohnung. FATIMA duscht sich.

62.
Wohnzimmer von Fatimas Wohnung. FATIMA trägt einen Bademantel und wählt die Nummer von Friedrichs Handy. FATIMA: Hey, was machst du in Kairo? - Was genau hast du geträumt? - Träume sind Schäume, weißt du das nicht. - Wo bist du jetzt? - Nein heute kann ich dich nicht mehr sehen. Ich bin müde. Ich war in der Wüste. - Morgen Abend können wir uns vielleicht sehen. - Mein Wüstenausflug hat etwas länger gedauert als geplant. - Ruf mich morgen Abend wieder an.

V63.
FATIMA und HEINRICH im Restaurant in Berlin. FATIMA (inzwischen 20 Jahre alt): Ich habe jetzt mein Abitur geschafft und will mich wieder mit dir versöhnen. Ich will keinen Krieg mehr zwischen uns beiden. HEINRICH: Das will ich auch nicht. FATIMA: Also lass uns vernünftig wie zwei erwachsene Menschen miteinander reden. Meine Mama war eine reiche Frau, aber sie hat alles, was ihr gehört hat, mir vermacht. Den Prozeß, den Du mit mir wegen des Testaments gemacht hast, hast du verloren. Du machst seit Jahren dunkle Geschäfte und stehst daher mit einem Bein immer im Gefängnis.

V64.
Straße vor dem Restaurant. FATIMA verabschiedet sich von Heinrich. FATIMA: Tschau Papa. HEINRICH: Soll ich dich nicht mit dem Auto zu deiner Wohnung bringen? FATIMA: Ich laufe lieber. HEINRICH: Weißt du schon, wo du studieren willst?

65.
Es ist Abend. FATIMA und FRIEDRICH sitzen auf einer Parkbank am Nil. Keiner von beiden sagt etwas. FRIEDRICH schaut auf das Wasser. FATIMA zündet sich eine Zigarette an. FRIEDRICH: Es ist schön hier in Kairo.(Pause) Ich bin den ganzen Tag herumgelaufen. Alle Leute sind freundlich. Ganz anders als in Berlin. (Pause) Ich könnte immer so am Nil sitzen. (Pause) Dein Vater hat mir in Berlin angeboten, sich an der Finanzierung unseres Films zu beteiligen. FATIMA drückt ihre Zigarette aus. FRIEDRICH: Hier in Kairo würden mir tausend Geschichten für neue Filme einfallen. Was würdest du sagen, wenn ich hierher ziehe? FATIMA steht auf. FATIMA: Ich habe noch eine Verabredung. FATIMA schaut auf ihr Handy. FRIEDRICH: Kann ich heute Nacht bei dir schlafen? FATIMA: Nein. Das geht nicht. Wir sind nicht verheiratet.

66.
Eine Diskothek in Kairo. FATIMA und AHMED tanzen miteinander.

67.
FATIMA fährt mit dem Fahrstuhl in ihre Wohnung.

68.
Vor ihrer Wohnungstür sitzt FRIEDRICH auf dem Boden und schläft. FATIMA überlegt, ob sie ihn schlafen lassen oder wecken soll. Dann berührt sie ihn sanft. FRIEDRICH steht sofort auf. FRIEDRICH: Ich hab es in meinem Hotelzimmer nicht mehr ausgehalten. FATIMA schließt ihre Wohnungstüre auf. FATIMA: Also gut, dann komm rein.

69.
Im Schlafzimmer von Fatima. FRIEDRICH und FATIMA liegen nebeneinander im Bett. FATIMA: Ich will jetzt, dass du schläfst. Ich bin hundemüde. FRIEDRICH: Ich kann nicht schlafen. Ich muss immer daran denken, dass das schönste Mädchen auf der ganzen Welt neben mir liegt.

70.
Küche von Fatimas Wohnung. FATIMA bereitet ein Frühstück vor.

71.
Schlafzimmer. FRIEDRICH schläft immer noch. FATIMA gibt ihm einen zarten Kuss. FATIMA: Das Frühstück ist fertig.

72.
Wohnzimmer von Fatimas Wohnung. FRIEDRICH und FATIMA frühstücken zusammen. FATIMA: Heute ist Freitag. Freitag ist hier wie Sonntag. Ich muss in das Dorf im Nildelta fahren, wo meine Mutter gewohnt hat. Hast du Lust, mitzukommen? In einer Stunde kommt das Taxi, das mich dahin bringt. FRIEDRICH: Ich bete dich an. Ich fahre mit dir, wohin du willst. Selbst in die Hölle. Ich habe heute Nacht einen wunderbaren Traum gehabt. Ich war bei den Dreharbeiten zu einem Film. Du warst meine Hauptdarstellerin. Ich glaube, wir haben in Kairo gedreht. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, was auf der Klappe stand: "Das Mädchen vom Fluss". FATIMA: Geh ins Badezimmer und zieh dich an. Wir müssen gleich los. FRIEDRICH steht auf. FRIEDRICH: Darf ich deine Zahnbürste benutzen. Meine ist im Hotel.

73.
FATIMA und FRIEDRICH fahren mit einem Taxi zu Lailas Gutshof. FATIMA und FRIEDRICH steigen aus. FATIMA: Ich war seit zwei Jahren nicht mehr da. Mein Vater wollte den Hof verkaufen. Ich habe gesagt. Nur über meine Leiche. Ihn interessiert nur Geld. Mich überhaupt nicht. Ich will meine Vergangenheit, meine Herkunft bewahren so lange das geht. FRIEDRICH: Ich möchte alles über dich wissen. Das Tor wird (wie in Szene 35) von zwei Männern in langer, weißer Kleidung geöffnet. FATIMA begrüßt ZAKARIYA, den Verwalter und stellt ihm FRIEDRICH vor. FATIMA: Friedrich ist ein Filmregisseur aus Deutschland. FRIEDRICH: Salam aleikum. FRIEDRICH gibt ZAKARIYA die Hand. FATIMA zeigt Friedrich die Räume im Haus. FRIEDRICH: Ich war schon mal hier. Ich fühle mich wie zu Hause. Oder habe ich das auch nur geträumt? FATIMA: Bestimmt hast du das geträumt. Du träumst zu viel, mein Lieber.

74.
Ein großer Raum im Haus. An einem langen Esstisch sitzen FATIMA und FRIEDRICH. FATIMA sitzt am Kopfende des Tischs. FRIEDRICH neben ihr. Das Essen wird hereingetragen. FRIEDRICH: Kannst du dir vorstellen, dass es mehrere Wirklichkeiten gibt, die alle gleichzeitig und nebeneinander existieren? Und an manchen Orten gibt es Tore, wo man in eine andere Wirklichkeit reinkommen kann. FATIMA: Jetzt iss erst mal was. FRIEDRICH: Dein Haus hier könnte so ein Ort sein. FATIMA: Wenn du einen Eingang findest, musst du aber genau aufpassen, damit du wieder zurückfindest. Sonst bist du für immer und ewig in deiner anderen Welt verschwunden. Du bist der verrückteste Typ, den ich je kennengelernt habe. FRIEDRICH: Ich könnte auf dem Hinweg eine Schnur abrollen.

75.
FATIMA und ZAKARIYA rechnen miteinander die Einnahmen aus der Verwaltung des Gutshofes ab. Auf dem Tisch liegen mehrere dicke Geldbündel.

76.
FRIEDRICH ist auf das Dach des Hauses geklettert. Es ist eine riesige, flache Dachterrasse, umgeben von Palmen und Gummibäumen. Auf dem Dach sind rote und blaue Wäscheleinen aufgespannt.

77.
Es ist Nacht geworden. FRIEDRICH sitzt an einem Tisch auf der Terrasse, die das Haus umgibt und ist in seinen Träumen versunken. FATIMA setzt sich zu ihm. FATIMA: Und was ist, hast du einen Eingang in eine andere Welt gefunden? FRIEDRICH: Hör auf, dich über mich lustig zu machen. Auf dem Dach habe ich jedenfalls schon mal schöne rote und blaue Wäscheleinen gesehen. FATIMA: Wir schlafen hier heute Nacht. Aber du schläfst in einem anderen Zimmer als ich. Der Mann, der für uns gekocht hat, ist gleichzeitig Wächter. Er schläft immer hier, wenn ich da bin und passt auf mich auf. Dein Bett habe ich schon gemacht.

78.
FRIEDRICH liegt in seinem Bett und versucht zu schlafen. Er kann nicht schlafen und macht das Licht an.

Z79.
Ein kleines Filmteam von vier Leuten auf der Terrasse, die Fatimas Gutshof umgibt. SERPIL, die Regieassistentin, schlägt die Klappe: Das Mädchen vom Fluss, eins die Erste. FRIEDRICH steht neben HILDE, der Kamerafrau. FATIMA und AHMED kommen Händchen haltend aus dem Garten und setzen sich an einen Tisch. AHMED: Warum glaubst du mir nicht, dass ich dich liebe. FATIMA: Weißt du, was Liebe ist? Ich weiß es nicht. AHMED: Es ist das schönste Gefühl, das es gibt. Das ist doch ganz einfach.

F80.
Fatima in Großaufnahme. FATIMA: Aber man kann sich täuschen, weil man sich täuschen lassen will. Für mich ist Liebe vor allem die Bereitschaft zur Täuschung.

F81.
Ahmed in Großaufnahme. AHMED: Hier an diesem Ort gibt es keine Täuschungen. Alles, was hier passiert und gesagt wird, ist die reine Wahrheit. Es ist fast so, als wären wir im Paradies.

F82.
FATIMA: Ich habe mal in einer deutschen Zeitschrift gelesen, warum die Menschen noch immer an die große Liebe glauben. Eine Wissenschaftlerin sagt da: das habe hormonelle Gründe. "Wir werden mit einem wunderbaren Drogencocktail belohnt, wenn wir uns verlieben."

V83.
Park in Leilas Gutshaus. HEINRICH wässert mit einem langen Gartenschlauch die Pflanzen. Plötzlich kommt kein Wasser mehr aus dem Schlauch. Er geht den Schlauch entlang zurück. Hinter einem Busch hockt FATIMA. Sie hat den Schlauch so geknickt, dass kein Wasser mehr durchfließt. HEINRICH entdeckt sie. HEINRICH: Du Miststück. Du solltest mir lieber helfen, anstatt mir Streiche zu spielen. FATIMA: Aber das macht Spaß, Papa. HEINRICH: Du könntest zum Beispiel eine Gießkanne nehmen. Oder Unkraut ausrupfen.

V84.
Wohnzimmer. LAILA, HEINRICH und FATIMA beim Abendessen. LAILA sitzt wie immer am Kopfende des Tischs. FATIMA: Mama, darf ich heute noch ein bisschen Fernsehen? Ich habe alle Hausaufgaben, die mir Papa gegeben hat, gemacht. HEINRICH: Na schön. Eine Stunde. Du kriegst hier sowieso nur arabische Sender. FATIMA: Dabei lerne ich auch arabisch. FATIMA schaltet den uralten Fernseher ein. LAILA läutet eine auf dem Tisch stehende Glocke. Der Koch kommt. LAILA (arabisch): Sie können jetzt abdecken. Das Essen war vorzüglich heute.

V85.
Schlafzimmer von Leilas Gutshaus. HEINRICH und LAILA schlafen miteinander. LAILA hält ihm mit der Hand den Mund zu. LAILA: Du bist zu laut, Geliebter. Fatima könnte uns hören. HEINRICH: Na schön, dann schränke ich mich beim Ausdruck meiner Lust eben etwas ein.

86.
In Fatimas Küche in Kairo. FRIEDRICH hilft FATIMA beim Kochen. FRIEDRICH: Ich weiß wirklich nicht, ob das eine gute Idee war, Ahmed einzuladen. FATIMA: Hast du Angst davor, ihn kennen zu lernen? Ich denke, ihr beide sprecht euch mal richtig aus. So von Mann zu Mann.

87.
Wohnzimmer in Fatimas Wohnung. Am Esstisch sitzen FRIEDRICH, AHMED und FATIMA. FATIMA: Ich hoffe, mein Essen hat euch beiden geschmeckt. FATIMA steht auf. FATIMA: Ich lasse euch jetzt allein. Wenn ihr euch nichts zu sagen habt, könnt ihr ja zusammen abwaschen. Ich treffe noch eine Freundin meiner Mama.

88.
Küche von Fatimas Wohnung. FRIEDRICH macht den Abwasch. AHMED trocknet ab. AHMED: Ich studiere wie Fatima Archäologie. Meinem Vater gehört eine große Telefonfirma hier. Er wollte, dass ich sie mal übernehme und hat mich deshalb zum Studieren nach Deutschland geschickt. Aber da habe ich mich umentschieden. FRIEDRICH: Hast du Geschwister? AHMED: Ich habe zwei Schwestern. Die sind viel jünger als ich. Die gehen noch in die Schule. FRIEDRICH: Meinst du, du könntest in einem Film mitspielen?

89.
In der Wohnung von Heinrich in Berlin. FRIEDRICH und HEINRICH sitzen zusammen an einem Schreibtisch. HEINRICH: Also schön, ich habe dein neues Drehbuch gelesen. Ich finde es interessant. Ich verstehe zwar nichts vom Film, aber ich finde es stellenweise richtig lustig. Ein bisschen mehr Sex wäre sicher nicht schlecht. So was wollen die Leute doch sehen. Oder sehe ich das falsch. Ich jedenfalls sehe so was ab und zu im Fernsehen gerne. Wenn ich allein im Bett bin, muss ich dann immer masturbieren. Entschuldige wenn ich so offen mit dir rede. FRIEDRICH: Der Film ist nicht für das Fernsehen, sondern für das Kino. Ich glaube an die Zukunft des Kinos. HEINRICH: Ich habe zwei Fragen. Warum heißt dein Film "Das Mädchen vom Fluss" und wie viel Geld hast du, wie viel Geld brauchst du? FRIEDRICH: Ich habe geträumt, dass der Film so heißen muss. HEINRICH: Geträumt? Hast du dir nichts dabei gedacht? FRIEDRICH: Doch schon, aber dazu müsste ich Ihnen ganz viel erklären. Ich weiß nicht, ob Sie das interessiert. Es hat mit dem Haus Ihrer verstorbenen Frau zu tun. HEINRICH: Wahrscheinlich nicht. Also wie viel Geld brauchst du?

Z90.
In der Wohnung von Friedrich. FRIEDRICH, SERPIL und HILDE sitzen zusammen. FRIEDRICH: Drehbeginn ist der 7. Mai. Wir drehen den Berlin-Teil mit einer Red Epic und die Szenen in Ägypten mit einem Canon-Fotoapparat. HILDE: Ich weiß nicht, ob das zusammenpasst. Ich muss das zuerst mal testen. FRIEDRICH: Was auch immer bei deinem Test herauskommt, wir haben keine andere Wahl. Du hast doch schon mal in Ägypten gedreht. SERPIL: Kann ich noch was zum neuen Drehbuch sagen? FRIEDRICH: Klar. SERPIL: Mir gefällt der Schluss nicht wirklich. FATIMA und AHMED sollten am Ende heiraten und zusammen glücklich werden. Ich mag keine offenen Enden im Kino.

F91.
FATIMA und AHMED sitzen am Nil. Beide sagen nichts und schauen auf das Wasser.

92.
FRIEDRICH (zu Hilde): Man darf nur den Nil sehen. Keine Hochhäuser auf dem anderen Nilufer. Denn im Film soll es so aussehen, als läge der Gutshof ganz nahe am Nil.

F93.
FATIMA und AHMED gehen die Mohammed Mammut Straße entlang und schauen auf die Graffiti der ägyptischen Revolution. FATIMA: Das hier ist ganz neu. AHMED: Die Graffiti-Maler verändern das jeden Tag. Vielleicht wird morgen alles wieder weiß überstrichen, weil die neue Regierung das so will.

F94.
In der Wohnung von Friedrich in Berlin. Alles ist umgeräumt und verändert. An den Wänden sind Bilder von der ägyptischen Revolution. AHMED sitzt in einem Schaukelstuhl und weint.

F95.
Im Badezimmer. FATIMA steht vor dem Spiegel und wischt sich die durch die Tränen verwischte Schminke um die Augen ab. Dann geht sie zu AHMED.

F96.
FATIMA: Wie kannst du nur so was machen? Du machst mir ein Kind. Wir haben uns beide darauf gefreut. Wir wollten heiraten und einmal zusammen alt werden. Und dann bummst du mit dieser blonden Tussi. Ich hasse dich! Ich hasse dich wirklich. FATIMA fängt wieder an zu weinen. AHMED steht von seinem Schaukelstuhl auf und geht zu FATIMA. AHMED: Kannst du mir nicht verzeihen? Ich liebe dich immer noch. Es ist einfach so passiert. FATIMA: Nein! (PAUSE) Ich werde das Kind kriegen und es alleine großziehen. Geh weg! Ich will dich nicht mehr sehen. FATIMA weint noch mehr. AHMED weiß nicht, was er machen soll und verlässt die Wohnung.

F97.
Es ist Nacht. AHMED geht durch mehrere Straßen von Berlin.

98.
Wohnung von Heinrich. FRIEDRICH hat einen mehrseitigen Vertrag durchgelesen. PENELOPE kommt herein. PENELOPE: Wollt ihr beide nicht einen Kaffee trinken? FRIEDRICH (zu Penelope): Das wäre nicht schlecht. (zu Heinrich) Ich bin mit allem einverstanden. HEINRICH: Dann musst du nur noch unterschreiben. FRIEDRICH unterschreibt den Vertrag in vierfacher Ausfertigung. HEINRICH gibt ihm ein Exemplar. HEINRICH: Ich bin kein Filmproduzent, deshalb kriegst du das ganze Geld sofort. Das ist bei Fimleuten, vermute ich, total unüblich. HEINRICH gibt FRIEDRICH einen Scheck über fünfhunderttausend Euro. FRIEDRICH nimmt den Scheck, schaut ehrfurchtsvoll auf den Betrag und sagt: Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll, Herr Fausel. HEINRICH: Mach nur einen schönen Film. Wenn er fertig ist, musst du mich zur Premiere einladen. Am Ende will ich weinen. Und vergiss nicht, ein bisschen mehr Sex wäre nicht schlecht.

F99.
FATIMA und AHMED fahren auf dem Tempelhofer Flugfeld Fahrrad.

F100.
FATIMA und AHMED sitzen nebeneinander im Gartencafé auf dem Flughafen. FATIMA: Ich hätte nie gedacht, dass Liebe so schön sein kann. FATIMA küsst AHMED.

F101.
FATIMA und AHMED heiraten auf dem Dach eines Hotels in Berlin, von dem man einen Panoramablick über ganz Berlin hat. FATIMA trägt ein wunderschönes weißes Brautkleid. MELANIE und ALI sind die Trauzeugen. Auch HEINRICH und PENELOPE gehören zur Hochzeitsgesellschaft. Der PFARRER fragt FATIMA: Willst du Ahmed Foda heiraten, dann antworte mit ja? FATIMA schaut AHMED an und flüstert: Was machst du, wenn ich jetzt nein sage? AHMED: Das traust du dich nicht. FATIMA schaut zu HEINRICH und dann zum PFARRER. FATIMA: Ok. Dann sage auch ich ja. Die Hochzeitsgäste klatschen.

102.
Das Filmteam, das die Szene gefilmt hat. FRIEDRICH: Danke. Cut. HILDE schaltet die Kamera aus und strahlt. HILDE: Du hattest recht, die Szene hier zu drehen. Deine Idee, mit dem Schwenk über Berlin anzufangen, ist fantastisch. FATIMA geht zu HEINRICH. FATIMA: Ich weiß nicht mehr, was Film und was Wirklichkeit ist. SERPIL (zu FRIEDRICH): Ich hätte beinahe geweint. So möchte ich auch mal heiraten. FRIEDRICH (leise): Ich bin noch frei. Mich kannst du jederzeit haben. FATIMA kommt zu FRIEDRICH. FATIMA: War das wirklich schon die letzte Szene? Ich möchte noch weiterdrehen. FRIEDRICH: Vielleicht drehe ich auch meinen nächsten Film mit dir. Wer weiß?

THE END


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